Montag, 13. August 2012

Alpencross 2012

oder auch: Auf den Spuren des Andreas Albrecht...

Doch fangen wir von vorne an:
Am 01.05.2012 entsteht, getrieben durch unseren Freund Thomas, der Plan, die Alpen mit dem Mountainbike zu überqueren.
Da wir, abgesehen vom Kraftsport, ja beide (meine Frau und ich) begeisterte MTBler sind, müssen wir uns nicht lnage überreden lassen.

Thomas verfolgt diesen Plan schon seit geraumer Zeit, jedoch ist ihm zum wiederholten Male der Partner abgesprungen, so dass wir kurzerhand in die Planung mit einsteigen und sofort mit dem Training beginnen.
Denn so ein Alpencross ist keine Fahrradtour, sondern das härteste, was mir/uns bis dato untergekommen ist... doch das wissen wir zu diesem Zeitpunkt (glücklicher Weise???) noch nicht.

Wir haben noch keine wirkliche Vorstellung davon, was es bedeutet innerhalb von 7 Tagen eine Strecke von 470km und 11.000 Höhenmeter unter die (Fahr-)Räder zu bringen.

Leider fällt meine bessere Hälfte schon innerhalb der Vorbereitung wegen Knieproblemen aus, so dass sich die Seilschaft auf 2 Leute reduziert... Thomas und mich...

Gleichermaßen entschliessen wir uns, dass wir auch die Tour etwas verkürzen müssen, da mir durch private Umstände nun ein paar Tage Urlaub fehlen...

Am Ende soll die Tour dann mit insgesamt 370km und knap 8.000 Höhenmetern an 6 Tagen etwas reduzierter gefahren werden....

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Tag 1: Von Garmisch nach Landeck

Nach einer anstrengenden Zugfahrt von Hildesheim nach Garmisch, beziehen wir am Freitag abend unser Quartier im Hotel in Garmisch, gehen noch etwas essen und dann zu Bett um am Samstag früh um 8Uhr unsere erste Etappe anzutreten.

Der erste Streckenabschnitt ist noch hervorragend zum Einfahren und es liegen etwa 76km mit nur 900HM vor uns.




Anfangs führt uns der Weg am Fluss entlang und wir bekommen die ersten Eindrücke von dem, was wir in den nächsten Tagen erklimmen dürfen. Das Wetter ist uns wohlgesonnen, so dass wir bei akkuratem Sonnenschein locker in Richting Berge radeln.




Gegen Mittag wird der Anstieg dann etwas straffer, so dass auch die ersten Schweißperlen auf die Stirn treten :) Dafür werden wir aber auch prompt mit einem genialen Trail belohnt!



Danach wird die Strecke wieder eben und wir radeln die letzten Kilometer Richtung Landeck. Kurz vor unserem Ziel werden wir jedoch von einem Regenguss überrascht... Glücklicher Weise passieren wir just in diesem Moment ein Sägewerk, so dass wir uns unterstellen können.

Die kurze Pause  nutzen wir um nochmal die Federgabeln zu justieren und die ersten Reparaturen vorzunehmen - mein Lenkkopflager hat sich gelöst, weil ich vermutlich nicht alle Schrauben ordentlich festgezogen habe.



Wir erreichen schon um 15Uhr Landeck und beziehen Quartier im Hotel Mozart, welches auch von Andreas Albrecht selbst genutzt wird! 
Am Abend gehen wir noch etwas essen und trinken und legen uns dann zeitig schlafen, da der kommende Tag deutlich anstrengender werden sollte...


Tag 2: Von Landeck zum Fimberpass





Der Tag beginnt nicht wirklich gut für uns, denn als wir nach dem Frühstück auf die Räder steigen wollen, fängt es Wolkenbruch artig an zu regnen. Nach 10min Beratschlagung entschliessen wir uns, trotzdem los zu radeln, da der Weg einfach zu lang ist um Zeit zu verlieren.
An diesem Tag fange ich auf dem Weg nach St. Anton an mein Videolog aufzunehmen, was sich für mich selbst am Ende als äusserst amüsante Idee herausstellen soll, da mir nicht bewusst war, wie viel ich doch am Ende der Tour geflucht habe :)





 Die erste Station ist St. Anton, wobei der Weg dorthin ähnlich beginnt, wie der vorangegangene geendet hat.

An der gesamten Strecke begleiten uns immer wieder kleinere und größere Castellos...












Um 10Uhr sind wir schon in St.Anton und das Wetter klart auf. Ab jetzt beginnen die richtigen Steigungen und wir  stärken uns noch kurz mit einem Apfelstrudel vor dem ersten richtigen Anstieg.
Witziger Weise ist an diesem Tag auch Schützenfest in St. Anton so dass wir noch eine kleine Showeinlage geboten bekommen.







Kurz darauf verlassen wir den Asphalt und begeben uns zuerst auf Forst- und Waldwege. Von jetzt an haben wir überwiegend Sonne, aber auch teilweise sehr harte Passagen.
Das Mittagessen haben wir auf der Heilbronner Hütte geplant. Der Aufstieg zur Hütte jedoch sollte sich als erste Herausforderung zeigen... Aber seht selbst:


Beim Auftsieg begegnen wir immer wieder zwei weiteren Bikern, die sich allerdings deutlich mehr Zeit lassen und die wir dann auf der Hütte wieder treffen und von dort an zusammen weiter radeln, da wir das gleiche Etapenziel haben, die Heidelberger Hütte...
Was das allerdings bedeutet, ist uns allen zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar!

Vorher werden wir jedoch wieder mit einer genialen Abfahrt und vielen unsagbar schönen Impressionen belohnt:















Eigentlich sollte die Tour an diesem Tag nach 76km und 2200HM ihr Ende finden. Da wir jedoch auf einer Richtigen Hütte schlafen wollen, entschliessen wir uns die nächsten 7,5km und 400HM an diesem Tag auch noch zu bewältigen. Am Ende des Tages stellt sich das jedoch als schlechte Idee heraus, da wir erst um 21Uhr auf der Hütte sind und kein richtiges Abendessen mehr bekommen.
Zudem sind wir alle fix und fertig und ich schaffe es nicht einmal mehr, mein Weizen auszutrinken und das karge Abendessen zu vertilgen... mein Körper will einfach nur noch schlafen!

Ich glaube, so kaputt war ich in meinem ganzen Leben noch nicht!

Die Bilanz dieses Tages ist mit insgesamt 87km und über 2600HM die härteste Etappe, die wir fahren! - wir lernen daraus -


Tag 3: Vom Fimberpass nach Prato

Da wir gestern schon 7,5km der Etappe von heute gefahren sind, lassen wir es etwas ruhiger angehen und schlafen eine halbe Stunde länger und frühstücken erstmal ausgiebig um genug Energie für die heutige Etappe zu haben.

Wir haben de Seilschaft mit Thilo und Dimitri auch heute um 2 Leute erweitert und werden die eigentliche Route gegen Mittag verlassen um einen Abstecher nach Merano zu machen.

Der Tag beginnt dann direkt mit einer Schiebepassage welche uns die ersten 400HM direkt auf den Fimberpass auf 2600HM führt





Da ich am Abend einfach zu kaputt war, verfasse ich den nächsten Logbucheintrag erst am morgen direkt vor der Abfahrt.



Anbei noch ein paar Impressionen vom Blick von der Hütte:

Der letzte Blick auf die Heidelberger Hütte, nach ca. 200HM



geschafft :)
und hier das Fotofinish ;-)











Nach dem Aufstieg werden wir mit einer grandios Abfahrt über einen Geröll-Trail belohnt! Dieser ist zwar im oberen Teil nicht komplett fahrbar, die meiste Zeit jedoch, wenn auch sehr sehr anspruchsvoll, zu bewältigen! Allen Anstrengungen zum Trotz wissen wir in diesem Moment wieder, wieso wir uns den ganzen Strapazen freiwillig ausgesetzt haben :)













Bei dieser Abfahrt eröffnet sich auch direkt das erste Verbesserungspotential, welches ich für die kommende Tour auf jeden Fall berücksichtigen werden: Meine Federgabel hat lediglich 100mm Federweg, was bei diesem Terrain nicht wirklich komfortabel ist. Thomas und Dimitri sind mit Ihren Fox Talas mit 140 und 150mm deutlich besser beraten.

Nach der Abfahrt, welche ungefähr 2Std. dauert, machen wir an einem idyllischen Flusslauf Rast. Leider haben wir hier dann auch die ersten Verletzten zu beklagen. Durch einen ungünstigen Tritt "katapultiert" sich Thilo den Abhang hinunter und verletzt sich am Schienbein und im Gesicht.

Glücklicher Weise ist der Fluss eiskalt, so dass Thilo sein geprelltes Bein direkt kühlen kann und wir kurz darauf schon weiter der Schotterpiste ins Tal folgen können.














Im Tal angekommen, fahren wir Richtung Val d'Uina weiter und verlassen ab hier die Albrecht Route, da uns diese leider nicht weiter Richtig Merano bringt.
Thilo übernimmt die weitere Tourenplanung und wir haben einen irren Anstieg mit einigen Schiebepassagen und 1200HM vor uns...



Leider schlägt das Wetter um und wir haben von jetzt an Dauerregen bis zu unserem Hotel in Prato.


Dafür werden wir mit einem sensationellen Anblick belohnt!


 Fahren ist hier verboten...
2 Wochen vorher hat das Verbot ein Biker ignoriert...und seinen Preis dafür bezhalt...

Hier ist der Weg etwa 1m breit und es geht 100m steil nach unten...







Angekommen im Hotel:




Wir bekommen diesemal ordentliches Essen, und die Hotelbetreiber waschen und trocknen unsere gesamte Ausrüstung! Ein nicht zu bezahlender Dienst, den uns die Jungs und Mädels erweisen, weil nicht ein einziges Teil trocken geblieben ist!
An dieser Stelle muss man einfach noch einmal ein großes "DANKE SCHÖN!!!" ausprechen! Ohne wäre eine Weiterfahrt am folgenden Tag nicht möglich gewesen!



Tag 4: Von Prato nach Merano

Als wir morgens aufwachen werden wir mit brennender Hitze und strahlend blauem Himmel überrascht! Wir haben beschlossen, dass wir an diesem Tag lediglich die knapp 60km bis nach Merano auf der "via Claudia" radeln werden und uns einen Tag "Auszeit" nehmen.












Die Strecke verläuft komplett in der Ebene auf allerbestem Radweg, so dass wir schon am frühen Nachmittag in Merano aufschlagen, uns bei der Touristeninfo ein Hotel besorgen und dann den Abend bei der Jazznight ausklingen lassen.
"Leider" feiern wir etwas zu doll, so dass wir am kommenden Tag, wir fahren eine Runde in der Umgebung auf den Meran 2000, etwas lädiert sind...


Tag 5: Meran 2000

Da mein Bein schon seit 2 Tagen schmerzt, ich habe eine gereizte/entzündete Achillessehne, besorge ich mir am Vorabend noch einen Vorrat an Schmerztabletten und Schmerzgel und behandle das Bein nach Vorgaben meiner persönlichen Physiotherapeutin... dass ich eigentlich nicht mehr fahren sollte ist schon seit zwei Tagen klar, aber ich bin ja nicht hier um dann unverrichteter Ding wieder nach Hause zu fahren :)






Die Tabletten und der Verband funktionieren und bringen mich über den Tag. Ich bin zwar ab hier eher der sprichwörtliche "Klotz am Bein" für Thomas und Dimitri (Thilo hat uns am Vortrag schon verlassen und fährt seine eigene Route weiter), aber dank der Geduld der Beiden, kann auch ich an diesem Tag noch eine schöne Runde fahren!

Wir haben eine "leichte" Runde gewählt, so dass auch sicher gestellt ist, dass ich wieder in Meran ankomme. 



 Da ich heute der einzige bin, der Kartenmaterial hat, kommt erstmalig der Zusatzakku zum Einsatz... Sieht noch etwas wild aus, hält aber hervorragend und bringt uns locker über den Tag.
 Die Bandage mit geschätzt 3Liter Schmerzsalbe :)
 Die ersten 1000HM fahren wir mit der Seilbahn... 3 Räder und 5 Personen ist schon sehr kuschelig ;-)

 Der Anstieg zum Meran 2000

 Thomas hatte etwas "Respekt" vor der Kuh... deswegen mussten wir etwa 5min warten, bis die Kuh zur Seite gegangen ist und Thomas vorbei konnte :D
 Das Panorama vom Meran 2000

Nachdem wir den Gipfel auf 2000HM passiert haben, dürfen wir uns mit einer Schotter/Sand Abfahrt vergnügen. Sehr anspruchsvoll zu fahren, da immer wieder das Vorderrad weggeht... der sandige Untergrund und das Geröll machen es nochmal richtig "interressant".



Kurz vor dem Ziel passiert es dann doch noch fast... Auf einem Singltrail-Abschnitt mitten durch den Wald verliert Thomas die Kontrolle und bleibt gerade noch so an einem Baum hängen! Was hier so lustig und gestellt aussieht, war wohl die kritischste Situation. Glücklicher Weise ist auch hier alles glatt gegangen, so dass wir uns hier noch ein kleines Fotoshooting erlaubt haben :)





Tag 6: Der Heimweg

Am kommenden Morgen geht der Urlaub für mich zuende... Ich habe noch 30km bis nach Bolzano, von wo aus ich mit dem EC bis nach München und dann mit dem City Night Liner weiter bis nach Hause fahren werde...


Thomas und Dimtri begleiten mich noch die ersten 10km bis Lana und biegen dann wieder Richting Berg ab, da die beiden noch bis zum Gardasee weiter fahren werden, und ich bleibe auf der via Claudia und bin am Mittag in Bozen am Bahnhof...

Eigentlich sollte ab hier alles völlig entspannt sein... Aber im Gegenteil wird es nochmal richtig stressig für mich!

Der Brenner ist gesperrt, so dass mein Zug nicht bis nach München durchfahren kann, sondern ab dem Brenner bis Insbruck auf ein Schienenersatzverkehr ausgewichen wird...
Ansich kein Problem... allerdings hat mein Zug satte 50min Verspätung, so dass mir der Schaffner klar macht, dass ich meinen EC in Insbruck verpassen werde.
Eigentlich sollte auch das kein Problem sein, da 2 Std. später ja der nächste Zug fährt, allerdings verpasse ich dann meinen Nightliner nach Hause und könnte erst den nächsten Zug Freitag um 9Uhr bekommen...

Am Ende jedoch bekomme ich meinen Zug nach Hause doch noch, da der Zug in Insbruck doch auf uns gewartet hat und ich somit noch knapp 45min Zeit in München habe zum Umsteigen...

Freitag morgen um kurz nach 5Uhr bin ich dann wieder zu Hause...


Das Bike ist etwas geschunden... die hintere Nabe hat es leider nicht überlebt, mein Bein ist auch völlig geschunden und wird wohl noch ein paar Tage brauchen, bis ich wieder ordentlich laufen kann, aber am Ende war es einfach ein unbeschreibliches Erlebnis, welches ich im kommenden Jahr dann mit meiner Frau wiederholen werden... und dann mit Ziel: Gardasee


Viele Grüße und bis bald


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